Narren außer Rand und Band

Wenn jedes Jahr zum Faschingssonntag der Startschuss zum großen Heiligenstädter Karnevalsumzug fällt, sind sie alle da. Nicht nur die Karnevalsvereine der Umgebung, sondern auch die Stadträte, Unternehmen, Spielmannszüge aus Mühlhausen und Witzenhausen, Musikkapellen und Tanzgruppen.

Und natürlich die Zuschauer. Schon vor 13 Uhr füllte sich die Wilhelmstraße nach und nach mit Menschen. Ungeduldig warteten vor allem die Kinder, dass es endlich losgeht. Am Ende waren es, so schätzt die Heiligenstädter Polizei, mehr als zehntausend Menschen, die die Meile säumten.

Etwa 40 Festwagen und Bilder bekamen die Gäste, die sich teilweise ebenfalls in "Karnevalsschale", also in fantasievolle Kostüme, geworfen hatten, zu sehen. Angeführt von einem Polizeiwagen mit Blaulicht, wälzte sich der Zug mehr als eine Stunde lang durch die Heiligenstädter Innenstadt.

Die Heiligenstädter Gardemädchen bekamen reichlich Gesellschaft von ihren Kolleginnen und Narren aus Uder, Siemerode, Geisleden, Pfaffschwende und Kirchgandern.

Die Luttertaler Blaskapelle unterstützte ihre Skispringer, denn in ihrem Festwagen verglichen sie das Lutteraner Skispringen schon mit den Olympischen Spielen.

Viel Spaß und Ironie waren auf den Wagen zu sehen. So nahm das Team von der Kurgesellschaft das Dschungelcamp aufs Korn, die Uderaner spielten "Wickie und die starken Männer", die Black Pearl segelte mit, und der Motorsportclub Heiligenstadt trumpfte mit einem echten Rennwagen und dem Kart- Nachwuchssport auf. Ein Schelm, wer Böses dabei dachte, als ein Kart als "Safety Kart" mit im Zug unterwegs war.

Die CDU und die Stadträte ließen richtig Witz durch, als sie die neue Betrachtungsweisen auf das Eichsfeld und die Kreisstadt warfen. Einträchtig wanderten die Fraktionen mit Bauhelmen und großen Schildern über den Wilhelm. "Was ist der Unterschied zwischen der Stormpassage und dem Berliner Flughafen?" Die Antwort: "In Berlin wird schon gebaut." Auf Papprollen stand zum Beispiel "Toller Plan" und "Noch tollerer Plan".

Und an Bodo Ramelow kam in Heiligenstadt auch niemand vorbei. Der heutige Ministerpräsident hatte einst das Eichsfeld mit dem Gazastreifen verglichen. Das hat ihm das Eichsfeld nicht vergessen. Eine riesige Karikatur zeigte ihn, wie er versucht, vor dem Eichsfeld zu bremsen, während ein tiefenentspannter Landrat die Ruhe behält.

Und die Heimensteiner ließen die Kinderaugen mit einem nostalgischen Zirkus strahlen. Und dass wir Fußballweltmeister sind, auch das wurde bei dem Spektakel nicht vergessen.

Das größte Fahrzeug des Zuges hatte Landwirt Stefan Springsguth mitgebracht, der einen Prozess nach dem anderen gegen den "Wendler" gewann. In Königsumhang stand er grüßend auf dem Wagen, gezogen von einem so großen Traktor mit schwenkbarem Führerhaus, dass das Gefährt bei den Zuschauermassen kaum durchkam. Die Ordner hatten alle Hände voll zu tun, die Gasse frei zu halten. Natürlich wurde gleich für den diesjährigen Mackenröder Bauernmarkt - diesmal mit D] Ötzi -geworben.

Ein eigener Wagen transportierte alle bisherigen Prinzenpaare. Tonnenweise flogen Kamellen und Konfetti, ehe es in die Stadthalle zur großen Karnevalsfeier ging.